Benjamin Bitz zeigt zunächst Nerven und dann Kampfgeist
An einen der äußersten Zipfel Deutschlands musste Benjamin Bitz zusammen mit seinem Vater Christian und seinem Trainer Marc Schultheis reisen, um beim Jahnmehrkampf gegen die deutschlandweite Konkurrenz anzutreten. Eigentlich wäre die Reise im letzten Jahr nach Bruchsal gegangen. Eigentlich wären die Meisterschaften in diesem Jahr im Rahmen des Deutschen Turnfests in Leipzig ausgetragen worden. Aber es kam alles anders, und die Nachricht, dass der nationale Vergleich überhaupt stattfinden sollte, auch recht überraschend. Dennoch war es für den Budenheimer keine Frage, dass er, trotz nahezu keinem Schwimm- und Kunstsprungtraining, antreten wollte. Und auch sein „Ziehvater“ Marc Schultheis ließ es sich nicht nehmen, ihn dabei zu unterstützen.
Auch wenn Benjamin Bitz mittlerweile nicht mehr bei der TGM trainiert und im Turnen für die TUS Ober-Ingelheim und in der Leichtathletik für den USC antritt, ist und bleibt die Turngemeinde seine Heimat und sein Antrittsverein für den Jahnmehrkampf. Dieser umfasst in seiner Altersgruppe sechs Disziplinen: Barren und Boden in der Sparte Gerätturnen, Kugelstoßen und Sprint in der Leichtathletik sowie 50m Schwimmen und der Kunstsprung vom 1m-Brett.
In den Jahren zuvor waren diese Disziplinen auf zwei Tage verteilt gewesen; 2021 aber fand alles am 18. September statt. Und so fanden sich Benjamin mit Trainer und Vater, nachdem sie schon freitags angereist waren, um acht Uhr morgens in der Turnhalle ein. Lag es an der Aufregung, an der Müdigkeit oder tatsächlich, wie Bitz es selbst schilderte, an der positiven Überraschung darüber, dass sein Winkelstütz am Barren so großartig funktioniert hatte? Jedenfalls kam es bei dem 14-jährigen danach zu dem klassischen „Blackout“: „Ich habe diese Barrenübung schon so oft trainiert, aber ich wusste sie auf einmal nicht mehr.“ Die Folge: drei Zwischenschwünge, um in die Übung wieder reinzukommen, die allein je 0,5 Punkte Abzug bedeuteten. Mit 8,6 Punkten lag Bitz deshalb zunächst weit hinter seinen Möglichkeiten, und Marc Schultheis musste Aufbauarbeit leisten, um seinen frustrierten Schützling für die Übung am Boden zu motivieren. Tatsächlich biss dieser aber die Zähne zusammen und lieferte mit 11,9 Punkten eine sehr gute Bodenübung ab, in welcher er unter anderem einen Strecksalto zeigte.
Nun ging es an die Leichtathletikdisziplinen, wo der Budenheimer die 4kg-Kugel 8,41m weit stieß und die 100m in 13,47 Sekunden sprintete. Die Entscheidung fiel, wie immer, im Schwimmbad. Mentale Stärke bewies Benjamin Bitz auf dem 1m-Brett, wo er einen nahezu makellosen gehechteten Delfinsprung und einen respektablen Salto vorwärts gehockt zeigte. Mit den daraus resultierenden 5,483 Punkten waren er und seine Unterstützer sehr zufrieden. Am Ende gab der Mehrkämpfer im Brustschwimmen noch einmal richtig Gas und schwamm die 50 Meter mit 43,8sek so schnell wie noch nie.
Am Ende reichten seine Einzelleistungen mit einer Gesamtpunktzahl von 51,388 Punkten für den 6. Platz- genau wie im Jahr 2019. Hundertprozentig zufrieden war Benjamin Bitz damit nicht, denn der dritte Platz wäre auf jeden Fall erreichbar gewesen. Immerhin ließ der Budenheimer Allrounder neun andere deutsche Mehrkämpfer hinter sich und ist nun um viele Erfahrungen und eine Urkunde reicher.